Da ich im Moment ernsthaft darüber nachdenke, ab Herbst doch
noch mal Urlaubssemester einzulegen und Tagesmutter zu werden, treiben mich so
einige Gedanken umher. Zu dem Thema Tagesmutter schreibe ich ein anderes mal
mehr, jetzt möchte ich erst mal ein paar Entdeckungen zum Thema Leben mit (und
ohne) Kind loswerden. „Die Karrierefrau will mit Kind zu Hause bleiben und
Tagesmutter werden.“, hat Katha gestern zu mir gesagt. Die Karrierefrau. Wo ist
die eigentlich hin? Irgendwie habe ich tatsächlich zu den Frauen gehört, für
die ganz klar war, dass man Kind und Karriere vereinen kann und die milde
lächelnd den Kopf geschüttelt haben über die Frauen, die sich durch das „Kinder
kriegen“ so verändert haben. „Nur weil man Mutter geworden ist, kann man doch
trotzdem noch derselbe Mensch sein wie vorher, schließlich dreht sich nicht
alles nur um das Kind.“ Dieser und viele, viele ähnliche Sätze habe ich
tatsächlich von mir gegeben und geglaubt. Heute bin ich da schlauer. Selbst
wenn Kinder älter und selbstständiger werden und somit teilweise sogar ein
bisschen „nebenher laufen“ und man wieder alte Gewohnheiten, Arbeiten oder
Hobbys aufnehmen kann, sie bleiben doch immer das Zentrum von allem. Natürlich
bin ich noch ich selbst, aber ich bin ein vollkommen anderer Mensch als vorher.
Ich sehe die Welt mit anderen Augen. Eine Pfütze ist nicht nur das Ergebnis von
schlechtem Wetter, sondern eine super Gelegenheit zum Spielen, ein Stück Kuchen
ist plötzlich nur noch halb so groß – weil man es gerne teilt, meine schlechte
Laune verdirbt nicht nur mir den Tag, sondern wird mir mit noch schlechterer
Laune wiedergespiegelt – die gute Laune aber zum Glück auch. Die Tatsache, dass
das Käsebrot im Wasserglas schwimmen kann, der Apfel aber nicht ist eine von
unendliche vielen Entdeckungen jeden Tag die ich miterleben darf. Absolut alles
ist anders. Dinge die vorher unwichtig waren, haben plötzlich einen völlig
neuen Wert. Es ist eine vollkommen
andere Welt. Ich denke, es ist, wie so vieles im Leben, einfach nicht
beschreibbar und nachvollziehbar für Menschen, die nicht davon betroffen sind.
Woher sollte ich ohne Kind denn ahnen, dass all meine rationalen Argumente und
mein logisches Denken in der ohne-Kind-Welt einfach nicht übertragbar sind in
die mit-Kind-Welt. Das es völlig neue physikalische und chemische Gesetzte
gibt. Das alles anders aussieht, anders riecht, anders schmeckt. Das es einfach
nicht zu vergleichen ist, dass man es erleben muss um es zu verstehen.
Um zurück zum Ausgangspunkt zu kommen: Ich habe immer noch
Spaß am Studieren und an Karriere, aber ja: es ist mir nicht mehr so wichtig. Weil
es viiiiiieeeeelllll Wichtigeres gibt. Weil es viel Schöneres gibt. Welcher
erfolgreich abgeschlossene Vertrag, welcher neugewonnene Kunde oder welche erreichte
Leistung kann denn gewinnen gegen ein einziges Kinderlachen? Gegen offene Arme,
die auf einen zugerannt kommen und „Mama“ rufen.