Die Sache mit Berlin hat Fynn sich wohl ganz anders
vorgestellt als ich. Dass er keine Lust hat auf Stadtbesichtigungen und
ähnliches, war mir natürlich klar. Selbst eine Sightseeing-Tour möchte ich ihm
nicht zumuten. (Ich habe die Stadt selbst auch schon oft genug von ihrer
touristischen Seite gesehen.) Aber das so gar nichts geht… heute Vormittag hat
er mal wieder das Frühstück und das Schläfchen danach boykottiert. Das
Frühstück in dem er erst geschrien hat, weil er so ungeduldig war und ich ihm
das Brot nicht schnell genug schmieren und schneiden konnte und weil er dann
als er satt war aus Langeweile geschrien hat. Eigentlich danach wieder richtig
müde, hat er noch eine warme Milch bekommen und ich habe ihn ins Bett gelegt. Das
war dem kleinen Prinzen aber leider auch nicht recht. Dementsprechend habe ich
ihn nach geraumer Zeit wieder aus dem Bett geholt, bin aber mit ihm im Hotel
geblieben, um nicht wieder alle Menschen außerhalb zu „belästigen“ und weil ich
die Hoffnung hatte, dass er später im Laufe des Vormittages doch noch mal schlafen
wird….
Dem war nicht so.
Heute Nachmittag war ich dann wirklich guter Dinge: Der
Mittagsschlaf hat über eine Stunde gedauert und Fynn war danach sogar richtig gut
drauf. Also habe ich ihn eingepackt, uns ein U-Bahn-Ticket geholt und wir sind
los. Ziel sollte eines der tollen Familien-/Kindercafés sein. Dieses Ziel haben
wir allerdings nicht erreicht. Kaum saß er im Kinderwagen und wir waren
unterwegs ging es wieder los. Ich kann es ja nachvollziehen, dass er lieber
krabbelt und tobt, anstatt still zu sitzen, aber deswegen wollte ich mit ihm ja
auch in ein Café wo das möglich ist. Mir ist aber die Geduld schon vorher
ausgegangen, also sind wir ein kurzes Stück durch die Stadt gelaufen und dann
mit der nächsten U-Bahn wieder zurück zum Hotel.
Wie das die nächsten Tage werden soll? Keine Ahnung.
Natürlich könnte ich ihn auch einfach zeitweise abgeben an meine Eltern – die würden
sich sehr freuen – und mich alleine auf den Weg machen. Aber das ist ja nicht
das was ich möchte. Ich habe mich darauf gefreut mit Fynn zusammen ein paar
schöne Tage zu verbringen. Als wir an der Nordsee waren hat das doch auch
wunderbar funktioniert. Da haben wir sogar eine Fahrradtour gemacht und Fynn
saß den ganzen Tag im Anhänger und war zufrieden. Diese Phase ist jetzt wohl
vorbei. Oder liegt es an mir? Bin ich selbst zu angespannt? Klar, ich versuche
jede freie Minute zu lernen und habe auch letzte Nacht noch sehr lange am Schreibtisch
gesessen, aber eigentlich schalte ich doch wirklich ab bzw. um wenn ich mit Fynn
zusammen bin. Und ich hatte mich richtig gefreut auf den Ausflug.
Es ist nicht nur, dass er dann schlechte Laune hat und
anfängt zu weinen oder schreien. Er hat wieder richtige Zornausbrüche. Kann das
gar nicht wirklich beschreiben. Er ballt die Hände zu Fäusten, verzieht das Gesicht
vor Anspannung und zittert dabei vor Wut. Wenn man das das erste Mal
beobachtet, sieht es sogar lustig aus. Aber da es im Moment so häufig vor
kommt, mache ich mir doch Sorgen. Oder besser gesagt Gedanken: Warum macht er
das? Wie soll ich darauf reagieren? Ignorieren und dem ganzen versuchen keine
Beachtung zu schenken? Ihn schimpfen? Sagen, dass er das lassen soll? Ihm ruhig
sagen, dass das nichts bringt. Das letzte klingt wohl am Besten. Fruchtet bis
jetzt nur leider nicht.
Ja, das Thema mit der Erziehung. Wo fängt sie an, wo hört
sie auf? Im Grunde ist alles Erziehung. Alles was ich tue, wie ich mich selbst
verhalte, wie ich reagiere. Ob ich angespannt bin, schnell verzweifelt, gut
gelaunt,… Mir fällt gerade nicht ein, wer diesen schlauen Satz gesagt hat, aber
irgendwer hat mal behauptet, dass es nichts bringt seine Kinder zu erziehen,
sie machen einem sowieso alles nach. - Wenn das mal so einfach wäre.
Dann sollte ich mal versuchen die nächsten beiden Tage, die
wir noch in Berlin haben, gut gelaunt, locker und für jeden Spaß zu haben zu
sein… und hoffen, dass er es mir nachmacht und wir nicht die nächsten Tage im
Hotelzimmer bleiben müssen. ;) Gelernt habe ich eh schon so viel, dass es die
nächsten Tage ausreichen sollte, wenn ich abends am Schreibtisch sitze. (HOFFNUNG)